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 Letzte Änderung: Samstag, 5. Januar 2008

Haltung und Nachzucht des Hühnerfressers

    Spilotes pullatus

spilotes WF-Mänchen von 1989

Beschreibung

Der Hühnerfresser ist eine stattliche und meistens hübsch gezeichnete Natter aus Mittel- und Südamerika. Man findet sie in vielen Gebieten vom südlichen Mexiko in den Bundesstaaten Oxaca und Yucatan bis ins nördliche Argentinien. Sie ist an keine besondere Landschaftsform gebunden und kommt in verschiedenen Waldformen und im Mangrovengebiet vor. Sie klettert gerne, ist in der Natur aber auch regelmäßig auf dem Boden beobachtet worden. Meine Tiere haben ihre Äste nur selten verlassen.  Die Tiere werden teilweise 3 m und manchmal auch etwas länger. In der Terraristik liegt der Durchschnitt wohl bei etwas 2,5 m Länge.

Es werden zur Zeit die folgenden 5 Unterarten unterschieden: mexicanus und argusiformis aus Mexiko und Mittelamerika,  pullatus im südlichen Mittelamerika und im nördlichen Südamerika und die anomalepis und maculatus in Brasilien

Die Färbung ist recht variabel: Die meisten Tiere haben eine schwarze Grundfarbe mit gelben bis orangen Zeichnungselementen im hinteren Teil des Körpers. Die Zeichnung variiert von kleineren Elementen auf größtenteils schwarzem Grund bis zu so einen hohen Gelbanteil, das vom schwarz kaum noch etwas zu sehen ist. Die Zeichnung kann schmutziges fahlgelb (viele Tiere von den Karibischen Inseln) über leuchtendes gelb bis zu leuchtendem orange-rot sein. Ein orangens Tier bekam ich aus Honduras, aber ob es da gefangen wurde, weiß man nicht. Ein Freund sah auch persönlich orange Tiere in Brasilien.

Die gestreifte Variante mit gelben Mittelstreifen und im hinteren Teil des Körpers von der Rückenmitte zum Bauch abnehmenden gelben Sprenkeln ist meist die UA mexicanus, in Honduras gibt es Mischlinge dieser UA mit der argusiformis. Ab hier südlich haben die meisten Tiere der 4 anderen UA viele mehr oder weniger genau gezeichnete schräge Seitenstreifen im hintern Teil des Körpers. 

Haltung und Verhalten


14 Jahre mit den  Hühnerfessern:

Im 11.02.89 bekam ich aus einem Honduras-Import  meine erstes  Hühnerfresser-Pärchen.  2 kräftige Tiere mit  jeweils ca. 2 m Länge. Die Zeichnung der Schlangen war stark unterschiedlich:

spilotes WF-Pärchen von 1989

Das Männchen hatte orange gefleckte Streifen auf schwarzem Grund. Masse 1100g. Das Weibchen hatte einen gelb gepunkteten Rückenstreifen und gelbe Seiten. Masse 900 g, l= 210 cm. Die beiden Tiere kamen zum Anfang  in ein Terrarium mit den Maßen 80cm x 70cm x 100cm (LxTxH). Ausgestattet war es mit Kletterast und einer Wasserschale, Beleuchtung durch eine 20 W Leuchtstoffröhre, Bodenheizung durch die Wärme im Terrarium darunter. Die Temperaturen im Terrarium stiegen in den ersten Wochen  nicht über ca. 26 °C und die Beleuchtungsdauer betrug anfangs nur 6 h. Im gleichen Raum überwinterten nämlich andere Schlangen, daher hielt ich die Raumtemperatur nur bei ca. 20 °C. Am 12.02.89 um 15 Uhr konnte ich zufällig eine Paarung der Schlangen beobachten (23°C, relat. Luftfeuchtigkeit ca. 40 %). Erstes Futter wurde erst etwa 2 Monate nach Ankunft angenommen.

spilotes-NZ 1989

spilotes-NZ von 1989

Das Muttertier nahm in der Folgezeit nur unregelmäßig Nahrung auf , da das 1,0 immer zugegen war und sich bei der Futteraufnahme sehr wild verhielt. Für mich damals überraschend verstarb das 0,1 am 28.10.89. Eine Sektion ergab keine Auffälligkeiten, außer fehlender Fettreserven. Für längere Zeit bekam ich kein neues 0,1 für meine Tiere. Die Größe des Terrariums verdoppelte ich in der Zwischenzeit auf 160 x 70 x 100. Am 20.01.95 bekam ich dann endlich ein 0,1 aus einem USA-Import: Gelb-gefleckte Seitensteifen auf schwarzem Grund, l ca. 170 cm, Tier relativ dünn. Nach einer Kotprobe und einer darauffolgenden Panacur-Behandlung  setzte ich das neue 0,1 am 07.02.95 zu dem 1,0 WF 89. Die Nahrungsaufnahme bei dem Neuzugang bereitete keine Probleme (aufgetaute Küken und Mäuse).
In 03/95 konnte ich zwar Paarungsaktivitäten des 1,0 beobachten, aber eine Paarung selbst war nicht zu sehen. Im April des Jahres sind die Terrarien aus einer Erdgeschoßwohnung in einen Kellerraum mit wenig Lichteinfall umgesetzt worden. An den Temperaruren hat sich nichts gravierend geändert.

Am 18.05.95 legt das Weibchen  4 verklebte Eier in eine vorsichtshalber im Terrarium deponierten Ablagebox. Die Eier wurden wieder in den o.g. Incubator überführt und bei  27°C ausgebrütet. An manchen warmen Tagen ging die Temperatur auch auf 30°C hoch. Nach der Eiablage wurde das 0,1 einzeln gesetzt, um eine regelmäßige Futteraufnahme zu gewährleisten. Am 09.08.95 hatten alle Tiere ihre Eier aufgeschlitzt und am 10.08.95 schlüpften die 4 Schlangen.

 

spilotes-Nachzucht 1989 - 4 Jahre alt-

Die Futteraunahme der Schlüpflinge war anfangs problematisch, ich musste nestjunge Mäuse stopfen. Nach einigen Wochen Zwangsfütterung gingen die Tiere dann aber freiwillig ans Futter: aufgetaute + lebende nestjunge Mäuse. Ein Weibchen des Wurfes behielt ich, es fraß regelmäßig und wuchs stetig.

Im 02/03/96 setzte ich das adulte 0,1 nach mehreren Tagen Abstand immer wieder zu dem 1,0 WF 89 und dem 1,0 NZ 89, aber in diesem Jahr waren keine Paarungsaktivitäten zu erkennen und es wurden in diesem Jahr auch keine Eier abgelegt. In der Zeit von November bis März verweigerte das adulte Weibchen das Futter. Nach den Wintermonaten mit etwas niedrigeren Temperaturen (ca. 23-25°C) tagsüber aber fortlaufender, wenn auch selteneren Futteraufnahme verstarb unerwartet das NZ 0,1 aus 95. Es war mittlerweile auf 1,2 m gewachsen.  
Von Januar bis März 97 setzte ich das Weibchen wieder zu dem Männchen, konnte in dieser Zeit aber keinerlei Paarungsaktivitäten erkennen. In diesem Jahr gab es bei mir auch keine Nachzuchten der Spilotes.
Im September gab ich mein NZ-Männchen von 89 an einen Freund nach Berlin.

Im November 97 bekam ich 1,2 Spilotes dazu. Ein Männchen, etwa 2,2 m WF gelb, der auf einer Börse gekauft wurde und 0,2 NZ 95 orange, je etwa 1,4 m lang.
Einige Tage später setzte ich die Tiere nacheinander zusammen. Die beiden Männchen führten zeitweise leichte Kommentkämpfe mit Verfolgen und Überkriechen aus,  aber man konnte die Tiere gefahrlos zusammen lassen. Eines der neuen Weibchen wurde einzeln gehalten. Es verweigerte viele Monate das Futter. Erst im April 98 nahm sie wieder Futter auf. Alle anderen Tiere fraßen regelmäßig.

Im April 98 gab ich dann eine der 0,1 NZ 95 an den gleichen Freund, der auch das NZ 89-Männchen bekam. Nachzuchten wurden dort jedoch nie erzielt.

Das gelbe und das orangene Weibchen hatten in diesem Jahr beide keine Gelege. Das gelbe Weibchen stellte zum Winter hin wieder das Fressen ein.
Anfang 99 setzte ich nacheinander meine Spilotes wieder zusammen und es waren Paarungsversuche zu erkennen.
Am 19.02.99 legte das orangene Weibchen unerwartet 6 Eier, von denen sich aber nur 3 als befruchtet herausstellten. Die Paarung wird also wahrscheinlich schon im Herbst erfolgt sein. Die Eier wurden in den Incubator überführt und wie o.g. ausgebrütet. Die Weibchen wurden darauf wieder einzeln gesetzt und nahm vorsichtig wieder Nahrung auf.
Das gelbe Weibchen verstarb dann am 03.04.99 wegen Entkräftung (?). Es hatte zu dem Zeitpunkt eine Länge von 2,1 m. Die drei Tiere der befruchteten Eier begannen dann am 07.05.99 mit dem Schlupf. Die ersten Häutungen hatten 70-77cm Länge.
Mitte Juni 99 gab ich die drei an einen Freund bei Bremen weiter, bei dem sie längere Zeit leben. 2002 wurden sie weitergegeben.
Am 14.05.99 verstarb auch mein oranges Männchen, der WF 89 mit 2,2 m.
Nach dem Winter 2000 wurden die verbliebenen Tiere wieder zusammengesetzt, aber Paarungsaktivitäten wurden nicht beobachtet.

Am 24.05.00 legte das orangene Weibchen ein unbefruchtetes Ei, am 29.05. wurden noch mal 5 Eier abgelegt. 2 davon waren befruchtet, 3 unbefruchtet. Die zwei befruchteten Eier wurden unter o.g. Bedingungen wieder in den Incubator überführt. Am 13.08.00 begannen dann die beiden Tiere mit dem Schlupf.
Die Tiere, es waren 0,2, gingen nach der ersten Häutung gut an aufgetaute nestjunge Mäuse und wurden Mitte September nach England verkauft. Mitte August 2000 verstarb dann das orange Weibchen ohne ersichtlichen Grund. Das gelbe Männchen stellte im Winter wieder das Fressen ein, erst im Mai 2001 frisst er wieder, aber immer nur wenig. Im Winter 2002/2003 stirbt auch er.

Futter

Die Hühnerfresser ernähren sich im Freiland von allerlei Nagetiere und auch Eier (Trutnau), Reptilien, auch Schlangen sollen auch teilweise gefressen werden. Gerade Jungtiere fressen oft Eidechsen. Im Terrarium ernährte ich sie mit Mäusen, Ratten und Küken. In einem Fall wurde auch mal ein Steifen frischer Hering angenommen. Den meisten Hühnerfressern ist es nach einer kurzen Eingewöhnungsphase egal, ob das Futter aufgetaut oder lebend ist. Einige Spezialisten gingen jedoch nahezu nie an Frostfutter und hungerten, bis es wieder lebende Nagetiere gab. Dem Frostfutter tupftee ich immer mal wieder einen Tropfen Multivitamin-Präparat auf den hinteren Teil. des Bauches. Die Schlangen hatte das Präparat beim Fressen nie gestört.
 

Winterruhe

Die Tiere vertragen keine Winterruhe, aber eine gewisse Zeit bei abgesenkten (23-26°C) Temperaturen überstehen sie gut.
 

Fortpflanzung

Die leichte Überwinterung sowie das neu zusammenstellen von Zuchtgruppen wird wohl mit ein Faktor für die Paarungsstimulans sein. Einen Einfluss der Lutfeuchtigkeit auf die Paarungsaktivitäten konnte ich bei Versuchsreihen nicht beobachten.
 

Jungtiere

Die Jungtiere haben die Zeichnung und Farbe der Eltern, nur die Farben sind leuchtender. Wenn sie erst Futter aufnehmen und genügend Ruhe und Deckung haben, wachsen sie schnell. Einige Tiere haben nach einem Jahr schon 1,5 m. Die Tiere bei meinem Bremer Freund wuchsen in einem Terrarium mitten in einem Betriebsbüro mit Publikumsverkehr auf. Die Tiere hatten damit merkwürdigerweise keine Probleme und wuchsen prächtig.
 

Geschlechtsreife, Lebensalter

Je nach Futterangebot und Tiereigenschaften tritt die Geschlechtsreife im 2. oder 3. Jahr ein. Mein ältestes Tier lebte etwas über 10 Jahre bei mir und wurde schon mit Adultgröße importiert. Andere Terrarianer berichten von etwa 15 Jahren.
 

Meine Schlangen

Meine Nachzuchten und die einiger weniger anderer Terrianer und Zoo's haben gezeigt, das auch diese Schlange im Terrarium nachzuziehen. In den ersten Jahren meiner Spilotes-Haltung hab ich nicht nur einmal gehört: Terrarien-Nachzuchten von Spilotes: Quatsch, die gibt es nicht...

In der Aufzucht sind die Jungtiere manchmal etwas heikel: Sie mögen überhaupt keinen Stress. So mancher Börsentag führt zu 4 Wochen Futterverweigerung. Bei guten Bedingungen wachsen diese jedoch recht schnell zu prächtigen, stabilen Tieren auf.

Seit Anfang 2003 habe ich keine Hühnerfresser mehr.
 

Empfehlenswerte Literatur

Der Hühnerfresser Spilotes pullatus im Kölner Aquarium am Zoo - Haltung und Reproduktion- von Hans Werner Herrmann aus der Zeitschrift des Kölner Zoo, 41 Jg. Heft 3 S 139-144

Die Schlangen von Venezuela von Lancini/Kornacker aus dem Verlag Armitano Editores C.A.

The Snakes of Honduras von Wilson/Meyer aus dem Verlag des Milwaukee Public Museum

Schlangen 1 von Trutnau aus dem Ulmer Verlag  

Die Terrarientiere von Nietzke aus dem Ulmer Verlag 

Danksagungen:

Für die Hilfestellungen und Ratschläge und nicht zuletzt die schönen Ausgangstiere danke ich Herrn Peter Schmidt. Viele gute Anregungen bekam ich auch durch einen Vortrag und eine Veröffentlichung von H. Dr. Herrmann/Terrarium am Zoo Köln.

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