Beschreibung |
Der Hühnerfresser ist eine stattliche
und meistens hübsch gezeichnete Natter
aus Mittel- und Südamerika. Man findet
sie in vielen Gebieten vom südlichen
Mexiko in den Bundesstaaten Oxaca und
Yucatan bis ins nördliche Argentinien.
Sie ist an keine besondere
Landschaftsform gebunden und kommt in
verschiedenen Waldformen und im
Mangrovengebiet vor. Sie klettert
gerne, ist in der Natur aber auch
regelmäßig auf dem Boden beobachtet
worden. Meine Tiere haben ihre Äste
nur selten verlassen. Die Tiere
werden teilweise 3 m und manchmal auch
etwas länger. In der Terraristik liegt
der Durchschnitt wohl bei etwas 2,5 m
Länge.
Es werden zur Zeit die folgenden 5
Unterarten unterschieden: mexicanus
und argusiformis aus Mexiko und
Mittelamerika, pullatus im
südlichen Mittelamerika und im
nördlichen Südamerika und die
anomalepis und maculatus in Brasilien
Die Färbung ist recht variabel: Die
meisten Tiere haben eine schwarze
Grundfarbe mit gelben bis orangen
Zeichnungselementen im hinteren Teil
des Körpers. Die Zeichnung variiert
von kleineren Elementen auf
größtenteils schwarzem Grund bis zu so
einen hohen Gelbanteil, das vom
schwarz kaum noch etwas zu sehen ist.
Die Zeichnung kann schmutziges
fahlgelb (viele Tiere von den
Karibischen Inseln) über leuchtendes
gelb bis zu leuchtendem orange-rot
sein. Ein orangens Tier bekam ich aus
Honduras, aber ob es da gefangen
wurde, weiß man nicht. Ein Freund sah
auch persönlich orange Tiere in
Brasilien.
Die gestreifte Variante mit gelben
Mittelstreifen und im hinteren Teil
des Körpers von der Rückenmitte zum
Bauch abnehmenden gelben Sprenkeln ist
meist die UA mexicanus, in Honduras
gibt es Mischlinge dieser UA mit der
argusiformis. Ab hier südlich haben
die meisten Tiere der 4 anderen UA
viele mehr oder weniger genau
gezeichnete schräge Seitenstreifen im
hintern Teil des Körpers. |
Haltung und Verhalten |
14 Jahre mit den
Hühnerfessern:
Im 11.02.89 bekam ich aus einem
Honduras-Import meine erstes
Hühnerfresser-Pärchen. 2
kräftige Tiere mit jeweils ca. 2
m Länge. Die Zeichnung der Schlangen
war stark unterschiedlich:
|
|
Das Männchen hatte orange gefleckte Streifen auf schwarzem Grund. Masse 1100g. Das Weibchen hatte einen gelb gepunkteten Rückenstreifen und gelbe Seiten. Masse 900 g, l= 210 cm. Die beiden Tiere kamen zum Anfang in ein Terrarium mit den Maßen 80cm x 70cm x 100cm (LxTxH). Ausgestattet war es mit Kletterast und einer Wasserschale, Beleuchtung durch eine 20 W Leuchtstoffröhre, Bodenheizung durch die Wärme im Terrarium darunter. Die Temperaturen im Terrarium stiegen in den ersten Wochen nicht über ca. 26 °C und die Beleuchtungsdauer betrug anfangs nur 6 h. Im gleichen Raum überwinterten nämlich andere Schlangen, daher hielt ich die Raumtemperatur nur bei ca. 20 °C. Am 12.02.89 um 15 Uhr konnte ich zufällig eine Paarung der Schlangen beobachten (23°C, relat. Luftfeuchtigkeit ca. 40 %). Erstes Futter wurde erst etwa 2 Monate nach Ankunft angenommen.
|
|
|
|
Das Muttertier nahm in der Folgezeit nur unregelmäßig Nahrung auf , da das 1,0 immer zugegen war und sich bei der Futteraufnahme sehr wild verhielt. Für mich damals überraschend verstarb das 0,1 am 28.10.89. Eine Sektion ergab keine Auffälligkeiten, außer fehlender Fettreserven. Für längere Zeit bekam ich kein neues 0,1 für meine Tiere. Die Größe des Terrariums verdoppelte ich in der Zwischenzeit auf 160 x 70 x 100. Am 20.01.95 bekam ich dann endlich ein 0,1 aus einem USA-Import: Gelb-gefleckte Seitensteifen auf schwarzem Grund, l ca. 170 cm, Tier relativ dünn. Nach einer Kotprobe und einer darauffolgenden Panacur-Behandlung setzte ich das neue 0,1 am 07.02.95 zu dem 1,0 WF 89. Die Nahrungsaufnahme bei dem Neuzugang bereitete keine Probleme (aufgetaute Küken und Mäuse).
In 03/95 konnte ich zwar Paarungsaktivitäten des 1,0 beobachten, aber eine Paarung selbst war nicht zu sehen. Im April des Jahres sind die Terrarien aus einer Erdgeschoßwohnung in einen Kellerraum mit wenig Lichteinfall umgesetzt worden. An den Temperaruren hat sich nichts gravierend geändert.
|
|
Am 18.05.95 legt das Weibchen 4 verklebte Eier in eine vorsichtshalber im Terrarium deponierten Ablagebox. Die Eier wurden wieder in den o.g. Incubator überführt und bei 27°C ausgebrütet. An manchen warmen Tagen ging die Temperatur auch auf 30°C hoch. Nach der Eiablage wurde das 0,1 einzeln gesetzt, um eine regelmäßige Futteraufnahme zu gewährleisten. Am 09.08.95 hatten alle Tiere ihre Eier aufgeschlitzt und am 10.08.95 schlüpften die 4 Schlangen.
|
|
|
|
Die Futteraunahme der Schlüpflinge war
anfangs problematisch, ich musste
nestjunge Mäuse stopfen. Nach einigen
Wochen Zwangsfütterung gingen die
Tiere dann aber freiwillig ans Futter:
aufgetaute + lebende nestjunge Mäuse. Ein Weibchen des Wurfes behielt ich,
es fraß regelmäßig und wuchs stetig.
Im 02/03/96 setzte ich das adulte 0,1
nach mehreren Tagen Abstand immer
wieder zu dem 1,0 WF 89 und dem 1,0 NZ
89, aber in diesem Jahr waren keine
Paarungsaktivitäten zu erkennen und es
wurden in diesem Jahr auch keine Eier
abgelegt. In der Zeit von November bis März
verweigerte das adulte Weibchen das
Futter. Nach den Wintermonaten mit etwas
niedrigeren Temperaturen (ca. 23-25°C)
tagsüber aber fortlaufender, wenn auch
selteneren Futteraufnahme
verstarb unerwartet das NZ 0,1 aus 95.
Es war mittlerweile auf 1,2 m
gewachsen. Von Januar bis März 97 setzte ich das
Weibchen wieder zu dem Männchen,
konnte in dieser Zeit aber keinerlei
Paarungsaktivitäten erkennen. In
diesem Jahr gab es bei mir auch keine
Nachzuchten der Spilotes. Im September gab ich mein NZ-Männchen
von 89 an einen Freund nach Berlin. |
|
Im November 97 bekam ich 1,2 Spilotes
dazu.
Ein Männchen, etwa 2,2 m WF gelb, der
auf einer Börse gekauft wurde und 0,2
NZ 95 orange, je etwa 1,4 m lang. Einige Tage später setzte ich die
Tiere nacheinander zusammen. Die
beiden Männchen führten zeitweise
leichte Kommentkämpfe mit Verfolgen
und Überkriechen aus, aber man
konnte die Tiere gefahrlos zusammen
lassen. Eines der neuen Weibchen wurde
einzeln gehalten. Es verweigerte viele
Monate das Futter. Erst im April 98
nahm sie wieder Futter auf. Alle
anderen Tiere fraßen regelmäßig.
Im April 98 gab ich dann eine der 0,1
NZ 95 an den gleichen Freund, der auch
das NZ 89-Männchen bekam. Nachzuchten wurden dort jedoch nie
erzielt.
Das gelbe und das orangene Weibchen
hatten in diesem Jahr beide keine
Gelege. Das gelbe Weibchen stellte zum Winter
hin wieder das Fressen ein. Anfang 99 setzte ich nacheinander
meine Spilotes wieder zusammen und es
waren Paarungsversuche zu erkennen. Am 19.02.99 legte das orangene
Weibchen unerwartet 6 Eier, von denen
sich aber nur 3 als befruchtet
herausstellten. Die Paarung wird also
wahrscheinlich schon im Herbst erfolgt
sein. Die Eier wurden in den Incubator
überführt und wie o.g. ausgebrütet. Die Weibchen wurden darauf wieder
einzeln gesetzt und nahm vorsichtig
wieder Nahrung auf. Das gelbe Weibchen verstarb dann am
03.04.99 wegen Entkräftung (?). Es
hatte zu dem Zeitpunkt eine Länge von
2,1 m. Die drei Tiere der befruchteten Eier
begannen dann am 07.05.99 mit dem
Schlupf. Die ersten Häutungen hatten 70-77cm
Länge. Mitte Juni 99 gab ich die drei an einen Freund bei Bremen weiter, bei dem sie längere Zeit leben. 2002 wurden sie weitergegeben. Am 14.05.99 verstarb auch mein oranges
Männchen, der WF 89 mit 2,2 m. Nach dem Winter 2000 wurden die
verbliebenen Tiere wieder
zusammengesetzt, aber
Paarungsaktivitäten wurden nicht
beobachtet.
Am 24.05.00 legte das orangene
Weibchen ein unbefruchtetes Ei, am
29.05. wurden noch mal 5 Eier
abgelegt. 2 davon waren befruchtet, 3
unbefruchtet. Die zwei befruchteten
Eier wurden unter o.g. Bedingungen
wieder in den Incubator überführt. Am
13.08.00 begannen dann die beiden
Tiere mit dem Schlupf. Die Tiere, es waren 0,2, gingen nach
der ersten Häutung gut an aufgetaute
nestjunge Mäuse und wurden Mitte
September nach England verkauft. Mitte August 2000 verstarb dann das
orange Weibchen ohne ersichtlichen
Grund. Das gelbe Männchen stellte im Winter
wieder das Fressen ein, erst im Mai
2001 frisst er wieder, aber immer nur
wenig. Im Winter 2002/2003 stirbt auch
er.
|
Futter |
Die Hühnerfresser ernähren sich im
Freiland von allerlei Nagetiere und
auch Eier (Trutnau), Reptilien, auch
Schlangen sollen auch teilweise
gefressen werden. Gerade Jungtiere
fressen oft Eidechsen. Im Terrarium
ernährte ich sie mit Mäusen, Ratten
und Küken. In einem Fall wurde auch
mal ein Steifen frischer Hering
angenommen. Den meisten Hühnerfressern
ist es nach einer kurzen
Eingewöhnungsphase egal, ob das Futter
aufgetaut oder lebend ist. Einige
Spezialisten gingen jedoch nahezu nie
an Frostfutter und hungerten, bis es
wieder lebende Nagetiere gab. Dem
Frostfutter tupftee ich immer mal
wieder einen Tropfen
Multivitamin-Präparat auf den hinteren
Teil. des Bauches. Die Schlangen hatte
das Präparat beim Fressen nie
gestört.
|
Winterruhe |
Die Tiere vertragen keine Winterruhe,
aber eine gewisse Zeit bei abgesenkten
(23-26°C) Temperaturen überstehen sie
gut.
|
Fortpflanzung |
Die leichte Überwinterung sowie das
neu zusammenstellen von Zuchtgruppen
wird wohl mit ein Faktor für die
Paarungsstimulans sein. Einen Einfluss
der Lutfeuchtigkeit auf die
Paarungsaktivitäten konnte ich bei
Versuchsreihen nicht beobachten.
|
Jungtiere |
Die Jungtiere haben die Zeichnung und
Farbe der Eltern, nur die Farben sind
leuchtender. Wenn sie erst Futter
aufnehmen und genügend Ruhe und
Deckung haben, wachsen sie schnell.
Einige Tiere haben nach einem Jahr
schon 1,5 m. Die Tiere bei meinem
Bremer Freund wuchsen in einem
Terrarium mitten in einem Betriebsbüro
mit Publikumsverkehr auf. Die Tiere
hatten damit merkwürdigerweise keine
Probleme und wuchsen prächtig.
|
Geschlechtsreife,
Lebensalter |
Je nach Futterangebot und
Tiereigenschaften tritt die
Geschlechtsreife im 2. oder 3. Jahr
ein. Mein ältestes Tier lebte etwas
über 10 Jahre bei mir und wurde schon
mit Adultgröße importiert. Andere
Terrarianer berichten von etwa 15
Jahren.
|
Meine Schlangen |
Meine Nachzuchten und die einiger
weniger anderer Terrianer und Zoo's
haben gezeigt, das auch diese Schlange
im Terrarium nachzuziehen. In den
ersten Jahren meiner Spilotes-Haltung
hab ich nicht nur einmal gehört:
Terrarien-Nachzuchten von Spilotes:
Quatsch, die gibt es nicht...
In der Aufzucht sind die Jungtiere
manchmal etwas heikel: Sie mögen
überhaupt keinen Stress. So mancher
Börsentag führt zu 4 Wochen
Futterverweigerung. Bei guten
Bedingungen wachsen diese jedoch recht
schnell zu prächtigen, stabilen Tieren
auf.
Seit Anfang 2003 habe ich keine Hühnerfresser mehr.
|
Empfehlenswerte Literatur |
Der Hühnerfresser Spilotes pullatus
im Kölner Aquarium am Zoo - Haltung und
Reproduktion- von Hans Werner Herrmann
aus der Zeitschrift des Kölner Zoo, 41
Jg. Heft 3 S 139-144
Die Schlangen von Venezuela von
Lancini/Kornacker aus dem Verlag
Armitano Editores C.A.
The Snakes of Honduras von
Wilson/Meyer aus dem Verlag des
Milwaukee Public Museum
Schlangen 1 von Trutnau aus dem Ulmer
Verlag
Die Terrarientiere von Nietzke aus dem
Ulmer Verlag
Danksagungen:
Für die Hilfestellungen und
Ratschläge und nicht zuletzt die
schönen Ausgangstiere danke ich Herrn
Peter Schmidt. Viele gute Anregungen
bekam ich auch durch einen Vortrag und
eine Veröffentlichung von H. Dr.
Herrmann/Terrarium am Zoo Köln. |
|